Taube Menschen im Alter
Gründe für eine Fachstelle für gehörlose Senior*innen
- Demographie:
Die demographische Entwicklung zeigt deutlich, dass unsere Mitglieder immer älter werden. Durch die anstehenden geburtenstarken Jahrgänge nimmt die Zahl der Senior*innen, die gehörlos oder hochgradig schwerhörig sind, in den nächsten Jahren noch einmal deutlich zu. - Spezifisches Fachwissen:
Auch ist ein spezifisches Fachwissen erforderlich, um Senior*innen und deren Angehörige zu den Hilfen und Angeboten bzw. zur Pflege im Alter umfassend beraten zu können. Den bestehenden, auf Hörbehinderung spezialisierten Beratungsstellen fehlen dafür die notwendigen zeitlichen und fachlichen Ressourcen. Im hörenden Bereich gibt es aufgrund der individuellen Bedürfnisse der Senior*innen immer mehr spezifische Beratungsstellen und Pflegestützpunkte.
Warum gibt es nicht spezifische Beratungsstellen für gehörlose Senior*innen? - Evaluationen:
Die in München erfolgreich durchgeführte Seniorenfachtagung im August 2012 ist ein eindeutiger Beleg für die dringende Notwendigkeit einer solchen Fachstelle.
Es ist sehr bedauerlich und nicht verständlich, dass spezielle Beratungsstellen für Demenz und ähnliches für hörende Menschen vorhanden sind, aber für gehörlose Senior*innen und deren Angehörige kaum Angebote existieren.
Das GIA Modellprojekt (2011-2014), die Studie SIGMA 2009 belegen eindeutig die Notwendigkeit der spezifischen Diagnoseinstrumente und Therapieangebote, die jeweils die kommunikativen und kulturellen Bedürfnisse gehörloser Menschen berücksichtigen. - Streuminorität der Gehörlosen Menschen
Gehörlosengemeinschaft ersetzt häufig die biologische Familie. EIne Quartiersbezug zur hörenden Nachbarschaft ist schwierig aufgrund der Kommunikationssituation - Demenz
Ein Soziales Netzwerk ist erforderlich, sowie eine Emotionale und funktionale Unterstützung wichtig
Gebärdensprache ist hier ein wichtiges Kommunikationsmittel, sonst kommt es zu Fehleinschätzungen bei der Demenz-Diagnostik.
Der Einsatz von Gebärdensprachdolmetscher*innen ist schwierig, da es in der Rezeption, und auch in der Produktion in diesem übermittelten Kommunikationsprozess zu Missverständnisse führen kann.
Historie
Der Gehörlosenverband München und Umland hat sich seit 2006 unermüdlich für eine Fachstelle eingesetzt.
- Seit 2005
Arbeitskreise zur Evaluierung des Bedarfes für gehörlose Senioren
(GMU in Zusammenarbeit mit BLWG) - 2010
Erstantrag bei der Stadt München / GMU - 2013 März
Aktualisierter Antrag bei der Stadt München / GMU - 2013 Juni
erneuter Versuch bei der Stadt München / GMU - 2015 März
Aktualisierter Antrag bei der Stadt München / GMU - 2017
Ablehnbescheid von der Stadt München zum Antrag von März 2015 / GMU - 2015 – 2017
Arbeitskreis mit Univ.-Prof. Dr. Thomas Kaul, Universität zu Köln
Ziel: Seniorenkompetenzzentrum in Bayern wie in Nordrhein-Westfalen und
Sachsen
Am Anfang GMU, dann Hinzubeziehung Landesverband Bayern der Gehörlosen, - Seit 2017
neuer Arbeitskreis mit verschiedenen Verbänden in Bayern - 2017 Februar
runder Tisch mit RegensWagner, Evangelische Seelsorge, Uni Köln, Landesverband Bayern der Gehörlosen und GMU
neue Ausgangslage, da RegensWagner ohne Abstimmung mit dem Arbeitskreis bei Aktion Mensch das Projekt „Koordinierungsstelle für Senioren mit Hörbehinderung“ in Mittelfranken für 3 Jahre bewilligt bekommen hat
Durch diese Bewilligung hat der Bezirketag Bayern die Möglichkeit einer Finanzierung ausgeschlossen. - 2017 – 2019
Arbeitskreis der verschiedenen Verbände sowie NHB - 2019 – 5. März
Konzept in Zusammenschluss aller Verbände in Bayern - 2020
Ein Fachtag mit Fachleuten der Beratungsstellen war geplant im Zusammenschluss mit dem Sozialministerium und Bay. Bezirketag (federführend Hr. Kraus). Das wurde abgesagt aufgrund der Coronapandemie. Wir haben Hr. Kraus empfohlen, auch gehörlose Fachleute hinzubeziehen, nicht nur die Fachberatungsstellen.
Ergebnis:
- Bis jetzt gibt es keine Möglichkeit einer Errichtung eines Seniorenkompetenzzentrums bzw. Fachstelle für gehörlose Senioren.
- Die verantwortlichen Zuschussgeber bei den unterschiedlichen Bezirken haben die bisherigen Anträge und Forderungen immer wieder mit der Begründung abgelehnt, dass es angeblich genügend Beratungsstellen für Menschen mit Hörbehinderung geben würde, die diesem Bedarf ebenfalls nachkommen könnten.
- Die Gehörlosenverbände befürworten nicht eine Aufstockung aller Sozialberatungsstellen bzw. ISS Stellen, da dort das Fachspezifische Wissen fehlt und die Betreuung viel mehr zeitintensiver ist.